und der lange Blick der Schlange aufs Kaninchen
„Schon wieder weint die Welt mit Haiti“, schreibt die New York Times am 14. Januar im Leitartikel ihre Meinungsseite nach dem ersten Beben in Haiti:“Wann immer eine Katastrophe zuschlägt, werden wir daran erinnert, dass Haiti das ärmste Land dieser westlichen Hemissphäre ist.“, gesteht sie, und der Autor dieses Artikels hier – über ein Ländchen, auf einer kleinen fernen Insel – hatte nicht einmal Ahnung, dass Haiti nicht ausschließlich Sonne, Palmen, Strände ist; er kam auch erst in der Folge zur Beschäftigung mit dem Land, als der scheinbare Riesenaufwand der Helfer nicht zu den geringstens erwartbaren Erleichterungen für die Geschädigten führten. als unabhängige Organisationen (hier: „Ärzte ohne Grenzen“) von der Behinderung ihrer Arbeit durch die us-amerikanischen Soldaten berichteten, und selbst Frankreich protestierte; der haitianische Präsident von „Invasion“ sprach; als ein Filmbericht von Al Jazira umherkutschende Blauhelmsoldaten zeigte, bewaffnet bis zum Haaransatz, und wohl schon darum kaum fähig zu hilfreichen Handreichungen; oder mit waffenstarrer Unbeeindrucktheit die Hungernden von vermeintlich eingetroffenen Hilfsgütern abschotten – „um sie vor Plünderungen zu schützen“
„Um sie vor Plünderungen zu schützen“. Dieses war ihm noch im Ohr, als Erklärung zu einem nicht weiter verfolgbarem „Zwischefall mit Waffeneinsatz“ zu Zeiten der Naturkatastrophen in New Orleans – wo die Opfer schworen, die Soldaten hätten ohne sichtbaren Anlass hingerichtet – lediglich, als Stimmung aufkam, als die Soldaten Anstalten machten, die Lebensmittelverteilung ohne Gründe einzustellen.
In einem Artikel über die Katastrophe in Haiti warnt die New York Times, dass das Land „für seine zahlreichen von Menschen gemachten Probleme bekannt ist – seine extreme Armut, politischen Grabenkämpfe und seine Neigung zu Aufständen.“ Die Menschen, die Al Jazira vor die Kamera bekam, warteten geduldig, während – wie weiterführend berichtet wird – das amerikanische Militär die Hilfeleistungen in die Dominikanische Republik „umleitete“ – Menschen, die sich verzweifelt an die ausländischen Kameras richten: „Waffen, sie kommen hier mit Waffen her. Wir wollen das Zeug nicht sehen – was wir brauchen, sind Nahrungsmittel.“ „Hier ist doch kein Krieg!“ Das ließ ihn sein fast vergessenes Unwohlsein erneut spüren, das kurz aufkam, als es hieß, selbst Flugzeugträger der USA seien nach Haiti unterwegs. Vorurteile, sagte er sich. Dinge an sich sind nicht schlecht oder gut! Es kommt darauf an, welchem Zweck sie dienbar gemacht werden!
„Die Vereinigten Staaten hätten eine besondere Verantwortung, ihrem Nachbar zu helfen.“, zitiert die New York Times in ihrem Leitartikel nach dem Beben ihren Präsidenten, und hofft: „Das ist eine Gelegenheit für den Präsidenten Obama, um zu demonstrieren, wie die USA Verantwortungen schultern und andere Länder mobilisieren, ihren Teil ebenso beizutragen.“ Das sei „nicht die Arbeit von ein paar Monaten ist. Es ist ein Engagement von Jahren“.
„Präsident Obama und Außenminister Hillary Rodham Clinton haben versprochen, dass die Hilfe von den Vereinigten Staaten durch die koordinierten Anstrengungen des Militärs, der Zivilhilfsagenturen und der nichtstaatlichen Organisationen schnell sein wird. Die Verwaltung muss sicherstellen, dass sich der upswelling der Wohltat in anhaltende Handlung verwandelt und in wirksamen Kampagne“, weiß sie.
Bill van Auken, amerikanischer Politiker und Aktivist der Socialist Equality Party, 2004 Präsidentschaftskandidat, 2006 Bewerber auf das Amt, das derzeit Hillary Clinton innehat, Reporter für die für die Webseite „World Socialist Web Site“, wirft der Regierung seines Staates Scheinheiligkeit vor und beschuldigt sie, gemeinsam mit dem Pentagon Expansionspolitik unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe zu betreiben. Als den Höhepunkt des Zynismus zitiert er eine weiteren Leitartikel vom Tag nach dem Beben – aus dem „Wall Street Journal“ – das die führende Rolle des Militärs bei Washingtons Reaktion auf das Erdbeben als „erneute Erinnerung, dass die Reichweite der amerikanischen Macht mit der Reichweite seiner Güte zusammenfällt“, wertete. (zit. nach Auken).
Obama demonstriert Menschlichkeit in seiner Rede:
„Das ist eine Gelegenheit uns daran zu erinnern, dass wir alle Menschen sind. Mit nur wenigen hundert Meilen Ozean zwischen uns und einer langen Geschichte, die uns verbindet, sind die Haitianer Nachbarn der Amerikaner, und auch hier zu Hause . So müssen wir dort bei ihnen sein in ihrer Stunde der Not.“ schlussfolgert er.
„Die lange Geschichte, die die USA und Haiti verbindet“, nimmt Bill van Auken Obamas Faden auf und versucht, in seinem Artikel nachzuweisen, dass Haiti immer fest mit Amerika verbunden war, ja gar abhängig, und Spielball us-amerkanischer Gunst.
„Die Wurzeln dieser Beziehung“, so van Auken zur Bemerkung Obamas, „gehen auf die Geburt Haitis als der ersten unabhängigen Schwarzen-Republik im Jahre 1804 zurück. Sie war das Ergebnis einer erfolgreichen Sklavenrevolution unter der Führung von Toussaint Louverture und der Niederlage einer von Napoleon entsandten französischen Armee.
Die herrschenden Klassen der Welt haben Haiti seinen revolutionären Sieg nie verziehen.“
Aus ihrer Angst vor der Vorbildwirkung Haiti auf die anderen von Marionettenregierungen unterdrückten Völker der Region hätten die USA das kleine Land heftig bekämpft. Sie setzten ein internationales Embargo durch, sind, so Auken, in Bürgerkriege verstrickt, die in Haiti toben. Sie besetzten 1915 das Land mit Waffengewalt und versklavten die Haitianer erneut. Als sie 20 Jahre später endlich abzogen, hätten sie viele Haitianer auf dem Gewissen Blut an den Händen und eine paramilitärische innere Gewalt in Haiti errichtet, die das Volk in Abwesenheit unterdrücken konnte. God neighbour policity nannten das die Amerikaner – Gute-Nachbarn-Garantie.
Der Präsident seit 1930, Élie Sténio Vincent, nicht amerikauntergeben, stolperte 1941 über sein Schweigen zum Mord an den haitianischen Zuckerarbeitern durch die Administration des Nachbarlandes. Er hatte sich für den Rückzug der US-Marines und der Gewährung von Krediten in Washington starkgemacht. Die US warfen ihm 1935 Rechtsbeugung zugunsten der Verlängerung seiner Macht vor, in seinem Volk begann „seine Popularität () zu sinken, als es nach dem Massaker an über 18.000 haitianischen Zuckerrohrarbeitern im Jahr 1937, das durch den dominikanischen Präsidenten Rafael Trujillo befohlen wurde, zu keiner Reaktion seinerseits kam.“ so wikipedia.
In Haiti folgte am 15. Mai 1941 von der Nationalversammlung als dessen Nachfolger für eine Amtszeit von fünf Jahren Élie Lescot als Präsident – ein weiteres Indiz vielleicht für die geschichtliche Verbindung Haitis und den USA: „Außenpolitisch stand er während des Zweiten Weltkrieges nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 auf der Seite der Alliierten gegen die Achsenmächte. Ohne Zustimmung des Parlamentes erklärte er daraufhin am 8. Dezember zunächst Japan und dann am 12. Dezember 1941 Deutschland und Italien den Krieg. Für diese Haltung erhielt Haiti von den USA militärische und wirtschaftliche Hilfe.“, so wikipedia. „Durch seine enge Bindung zur USA war es ihm möglich, oppositionelle Tendenzen zu unterdrücken. Innenpolitisch wurde eine verstärkte Kampagne (Campagnes Anti-Supersitieuses) gegen den in Haiti ausgeprägten Voodoo vorgenommen, deren Tempel (Ounfo) zerstört sowie Trommeln und andere religiöse Objekte beschlagnahmt. Seine Regierung wurde zunehmend von Tyrannei und Korruption geprägt. Später setzte er die Verfassung außer Kraft und nahm Notstandsrechte für sich wahr.“
Auch ihm wird Rechtsbeugung zugunsten eine Machtverlängerung und Vetternwirtschaft nachgesagt. Am 11. Januar 1946 kommt zum Sturz Lescots und „seine anschließende Flucht ins Exil nach Miami (Florida).“ In Haiti wurde eine Militärregierung eingesetzt.
Der Mord an 18 000 haitianischen Zuckerrohrarbeitern durch den dominikanischen Diktator von Amerikas Gnaden, „Generallisimo“ Rafael Trujillo gehört zu den unbeleuchteten Seiten der Beziehungen der Länder, die Unterstützung Washington bei der Machtübernahme François Duvaliers und seiner militanten geheimen Staaspolizei (Tontons Macoutes) 1957 zu den gesicherten. Die Haitianer waren im Jahr davor ihres Präsidenten überdrüssig geworden, dem die Hilfsgelder für die Opfer eines Hurrikans, der die Insel 1954 heimsuchte, abhanden kamen. Er floh 1956 in die USA, New York, ins Exil. Von hier ernannte er in einer Radioansprache seinen Nachfolger (1957 erkannte ihm Duvalier die haitianische Staatsbürgerschaft ab, 1988 kehrte er zurück und war kurz inoffizieller Berater des Präsidenten Haitis.) Dem folgte Franck Sylvain als Präsident Haitis, 1934 der Gründer der anti-kommunistischen Tageszeitung „La Croisade“ (Der Kreuzzug), Gründer des „Rassemblement Du Peuple Haitien“ (Zusammenschluss des Volkes Haitis) – einer verbotenen Partei, der sich aber nur zwei Monate halten konnte. Er übergab an Léon Cantave, der die Macht an einen Executivrat, und nahm zurück, als der Rat ihn seines Postens entheben wollte; fünf Tage später gab er die Präsidentschaft an Daniel Fignolé weiter. Der gründete Gewerkschafte, wurde drei Monate später von General Thrasybule Kebreau abgelöst, in einem „blutigen Putsch“ (wikipedia), ging ins Exil, New York.
Thrasybule Kebreau (Präsident, aber nur einer von drei Mitgliedern eines „Conseil Militaire du Gouvernement“ eines Militärischen Regierungsrates), verlor haushoch wenige Wochen später gegen François Duvalier, der „mit 70% der Wählerstimmen“ auf dem Präsidentenstuhl nachrückte und diesen erst für seinen Sohn freimachte, der dann bis 1986 in Haiti herrschte. Duvalier gilt anerkannt als Ziehsohn der USA: „Zehntausende von Haitianern starben durch das Militär und die gefürchteten Tontons Macoute. Der US-Imperialismus betrachtete die mörderische Diktatur als Bollwerk gegen den Kommunismus und eine Revolution in der Karibik.“, so Auken, und wikipedia weiss: „Duvalier betrieb eine Kampagne gegen die oppositionellen Kommunisten, bei der diese entweder ins Exil gedrängt oder ermordet wurden. Am 28. April 1969 erließ Duvalier ein Gesetz welches „kommunistische Aktivitäten, egal welcher Form“ als Verbrechen gegen die Staatssicherheit einordnet. Hierauf stand die Todesstrafe.“
Präsident Barack Obama hat sich bestürzt über die Katastrophe in Haiti gezeigt:“Die Berichte und Bilder von eingestürzten Krankenhäusern, zerstörten Wohnhäusern und Männern und Frauen, die ihre verletzten Nachbarn durch die Straßen tragen, sind wirklich Herz zerreißend“, sagte er. „Für ein Land und ein Volk, das so häufig von Härten und Leiden heimgesucht wird, scheint diese Tragödie besonders grausam und unbegreiflich.“ Auch der New York Times stehen die Tränen in den Augen, wie eingangs zitiert. Die UNO-„Blauhelmsoldaten“, die „hier sind, um im Hotel nach Verschütteten“ zu suchen, die deutschen Helfer im Rot-Kreuz-Zelt gegenüber der Kamera der ARD, nachdem sie die an einem Tag 56 Amputationen vornahmen, Frankreich, Spanien, alle spenden, wollen helfen.
Bill Clinton und George W. Bush gemeinsam Verantwortliche einer Spendenkampagne für die Rettungsmaßnahmen – „Diese beiden führenden Persönlichkeiten senden dem Volk von Haiti und der Welt eine Botschaft: In der Stunde der Not sind die Vereinigten Staaten vereint.“, so Obama im Radio. Alle Welt zeigt sich betroffen von der Tragödie
Die Tragödie für Haiti begann, wie sie in vielen Regionen dieser Welt begann: mit seiner Entdeckung durch die europäischen Eroberer. 1492 von Kolumbus auf seiner angeblichen Suche nach Indien aufgestöbert, hatte bald die letzte Stunde für die indigene Bevölkerung (den Taínos) der Insel Hispaniala, wie sie genannt wurde, geschlagen – als sie im 17. Jahrhundert mit afrikanischen Sklaven zur Errichtung von Zuckerrohrplantage neubesiedelt wurde, hatte die spanische Krone die Urbevölkerung fast restlos ausgerottet (wikipedia). 1697 ging der westliche Teil der Insel als Saint Domingue in Frankreichs Besitzstand über und wurde, auf Anbau von Zuckerrohr getrimmt und als Heimat einer in Europa beliebten Holzart, rasch zur gewinnträchtigsten Niederlassung des französischen Kolonialreiches.
Begünstigt durch die Wirren der französischen Revolution erhobenen sich die Sklaven gegen ihre Herren und nach einigen blutigen Kriegen, in denen selbst die Besatzer aneinander gerieten und Napoleons Truppen erfolglos zu intervinieren versuchten, erklärte Haiti 1804 seine Unabhängigkeit. Der schwarze Bürgerrechtskämpfer Jean-Jacques Dessalines, ehemaliger Sklave der französischen Kolonie, rief sich als „Jacques I.“ zum Herrscher aus und deklarierte das Kaiserreich Haiti. Seitdem gilt Haiti als der erste Staat der westlichen Hemisphäre, in dem die Nachfahren ehemaliger Sklaven ihr Geschick in eigene Hände nahmen.
1806 wurde der Kaiser aus eigenen Reihen entmachtet. Der Sohn einer schwarzen Mutter und eines französischen Vaters aus Port-au-Prince, Alexandre Sabès Pétion, ich erklärte sich zum Präsidenten der „Repiblik d Ayiti“ , so der kreolische Name von Haiti.
Henri Christophe, schwarzer Brigadegeneral der Befreiungsbewegung und Mitverschwörer, wird als Mörder am abgesetzten Kaiser bekannt. Dieser Mord führte Unruhen im Volk, die sich letztendlich in rassischen Auseinandersetzungen manifestierten, bei denen Brigadegeneral Christoph den Kampf der schwarzen angeführt, und sich die Kreolen (“ die Mischlinge „) hinter ihrem Präsidenten sammeln.
In wenigen Jahren entsteht eine rassisch begründete Frontlinie, und 1811 erklärt sich Brigadegeneral Christoph zum König des von da an hauptsächlich von Schwarzen bewohnten Nord-Haiti, zu „Henri I„, König über das „Große Gebiet im Norden“ des Landes – ohne jedoch jemals bei seinem Volk Vertrauen zu erlangen.
1820 wurde die Republik dann auch wiedervereinigt, seitdem trat Haiti konsequent auch im übrigen karibischen Raum für die Abschaffung jeglicher Spielart von Sklavenhalterei ein (1822 verhalfen sie dem spanischen Teil der Insel – República Dominicana – zu Unabhängigkeit von Spanien) und unterstützten Bewegungen in Länder wie Peru, Kolumbien und Venezuela.
Das Erbe der Kolonialmächte beschränkte sich aber bei weitem nicht auf die folgenden Bürgerkriege unter rassistischen Motiven. Alle Haitianer, Abkömmlinge von in aller Herren Länder geraubter Sklaven – seien sie gezeichnet durch einen weiteren Aspekt des Imperialismus oder weiterhin tiefschwarzer Haut und reinsten afrikanischen Blutes – oder, andersherum: seien sie stolz auf ihr europäisches Aussehen oder versuchten sie, mit Brennschere und Kalaschnikow (wie im dänischen Dokumentarfilmfilm über die Bandenkriege in der Hauptstadt nach dem Putsch gegen Präsident Aristide.) über ihre afrikanischen Wurzeln hinwegzutäuschen – allen Haitianer ist die systematische Zerstörung des Landes geblieben, ihre Abhängigkeit von internationalen Lebensmittelhilfen, der Hohn und der Spott derer, die das Land einst – sollten sie damit aufgehört haben – zur Ader ließen. (Ein in den USA-Fersehprister ließ vernehmen: Das Erdbeben in Haiti sei die Gottes Strafe für Haiti, für dessen Pakt mit dem Teufel (In wem er wohl den Teufel sieht? Schon wieder herrscht dort ein Präsident nach US-Gnaden). Es sei ein Zeichen, zurück zu Gott zu finden, und eine christliche Gemeinde spendete Bibeln für die Heimgesuchten.)
„Durch Bodenerosion ist das fruchtbare Land seit der Besiedlung 1492 auf fast 50 % geschrumpft. Der Regenwald war bereits 1990 zu 98 % abgeholzt“, so wikipedia.
Infolge dieses Schadens an der Natur – der Bodenerosion und Auslaugung des ehemals fruchtbaren Landes, initiert durch die europäischen Kolonialmächte – können Wind und Wasser heute auf Haiti immense Schäden anrichten, oder müssen diese geradezu aus. Jahrelang musste der junge Staat dem ehemaligen Mutterland seine Freiheit vergelten: Geschätzte 90 Millonen Goldfranken (heute: 15 Mrd. Euro) flossen in die französische Staatskasse. Die Unterwerfung des Landes unter US amerikanische Finanzhoheit hat dem Agrarwesen des industriellen unterentwickelten Landes, und damit seiner Fähigkeit, für die Ernährung seiner Menschen aufzukommen, einen tiefen Schlag versetzt.
Nicht zu Unrecht also beeilen sich USA und Frankreich, will man ihren Verlautbarungen glauben, mit humanitärer Hilfe für die bettelarme Bevölkerung. Auch die Weltbank, unter deren Knute das Land mit Aussicht auf Beendigung des Handelsembargos gezwungen wurde, kündigt generös an, Haitis Schulden in diesem Jahr nicht eintreiben zu wollen. Geschäftstüchtig winkt sie den Haitianern mit neuen Krediten.
Die haitianischen Staatsobehäupter wechselten in schneller Folge – Korruption, Veternwirtschaft, Misswirtschaft waren offiziell ihre Stolpersteine.
„Washington hat in den letzten zwanzig Jahren zwei Putsche unterstützt und zweimal US-Truppen nach Haiti entsandt. Beide Putsche wurden organisiert, um Jean-Bertrand Aristide, den ersten ohne Washingtons Zustimmung vom Volk gewählten Präsidenten Haitis zu stürzen. Die beiden Putsche von 1991 und 2004 haben zusammen genommen weiteren 13.000 Haitianern das Leben gekostet. 2004 wurde Aristide gewaltsam von amerikanischen Agenten aus dem Lande geschafft.“, vervollstädigt Bill van Auken seine Offenlegung der Art der Beziehungen zwischen der Großmacht und dem Inselstaat. Auch hier, so weiß es zumindest Wikipedia, hätte Ex-Präsident Duvalier „unter Einschluss für ihn tätiger Todesschwadronen“ eine Rolle gespielt und erläutert die letzten Jahre der einstig ersten und stolzen freien schwarzen Republik:
Präsident „Aristide versuchte, sich auch seinerseits durch die Mobilisation seiner Anhänger unter Einschluss der ebenfalls gewalttätigen „Chimères“ der „Fanmi Lavalas“ (FL) durchzusetzen. Unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen kam es schließlich zum Zusammenbruch innerstaatlicher Ordnung und im Februar 2004 mit Billigung durch den UN-Sicherheitsrat zur militärischen Intervention, bei der Chile, Frankreich, Kanada und die USA Truppen schickten. Aristide verließ das Land – nach Darstellung der Opposition, der USA und von Frankreich freiwillig, nach eigener Angabe in Folge eines Putsches. An Stelle der ersten Interventionstruppen wurden dann 2004 () rund 10.000 Blauhelm-Soldaten stationiert.“
Der amerikanische Politiker Bill van Auken glaubt nicht an einen Gesinnungswandel im Weissen Haus. Die Schicksal der Menschen in Haiti spielte für seine Regierung keine Rolle.“Bush und Clinton personifizieren die hässliche und reaktionäre Rolle, die der amerikanische Imperialismus im letzten Jahrhundert in Haiti gespielt hat. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass ihre Regierungen genauso viel Tod und Zerstörung über das Land gebracht haben wie das Erdbeben vom Dienstag.“ Als Beleg, dass man sich in seinem Land keiner Pflicht bewusst ist und sich in der Rolle des aufopferungsvollem Schulterers der Last Anderen wähnten, kommentiert er den Leitartikel der New York Times vom Tag nach dem Beben in Haiti: “ einem Land, das sie dann als von „Armut, Verzweifelung und Chaos gezeichnet“ charakterisieren, und das in einem Ausmaß, das „überall sonst selbst schon als Katastrophe empfunden würde, aber in Haiti die Norm ist.“ Der Artikel fährt fort: „Schaut euch Haiti an und ihr seht, was Generationen von schlechter Regierungsführung, Armut und politischem Konflikt aus einem Land machen.““.
Quellenverweis: Um einen Bezug des Artikels zu Deutschland deutlicher zu machen: Einblick über das Treiben (bzw. des Unterlassens) der Nato auf ihren sogenannten Missionen gibt in diesem Vortrag Christoph R. Hörstel: „Als Journalist, Berater und Ausbilder reiste Hörstel seit Jahrzehnten in den Nahen und Mittleren Osten. Er weiß wovon er spricht, denn er erlebte die Situation, zu der der seit Jahren andauernden „Krieg gegen den Terror“ führt, vor Ort mit. In Afghanistan, in Pakistan und kürzlich auch im Gaza-Streifen, den Hörstel vor kurzem mit einem Hilfskonvoi bereiste..“ so die Ankündigung zu dieser Aufzeichnung seines Vortrags vom August 2009.p. s.
Der Autor dieses Artikels hat mit sich gerungen, bevor er sich zu diesem Nachsatz entschließen konnte – einerseits will er sich nicht mit Spekulationen befassen, andererseits drängt ihn auch ein, sagen wir: innerer „Schweinehund“, zu sagen, was er in Erfahrung brachte, auch wenn die Sache noch so unglaublich klingt.
Der Vollständigkeit halber muss er eine Kontroverse erwähnen, die auf den Blogs des Internets zu finden ist.
Es wird behauptet, die vereinigten Staaten von Amerika verfügten, wie wohl die Russen auch, über eine Anlage, mit der sich seismische Erschütterungen erzeugen ließen. Im Verdacht, das zu vermögen, steht z. B. die Anlage „HAARP“ – im Zuge des „Raketenabwehrprogramms SDI“ eines vergangenen Präsidenten der USA in Alaska errichtet, nach angeblicher Absage der amerikanischen Regierung dieses Programms für zivile Aufgaben umgerüstet. Das „HAARP“ nennt „z. B. Wetterforschung“.
Genährt hat dieses, vorerst: Gerücht, wohl die angebliche Drohungen der USA gegenüber China mit einem Erdbeben. Das soll 1997 gewesen sein. Die Russen hätten nun in Bezug auf das jetzige Erdbeben in Haiti die Amerikaner beschuldigt, dieses ausgelöst zu haben, bald hieß es, auch Chavéz behauptete dies; das wurde später halb offiziell dementiert, mitttlerweile gilt es wieder als gesichert.
Der Autor hier ist selbst ganz unentschlossen, diesen Spuren nachzugehen; das wohl, weil er hoffglaubt, dass sie im Märchenland enden, wo man kleinen Kindern Angst macht. Mit Grübeleien, „Berechnungen“ und Vermutungen dazu zieht er sich höchstens auf einen anderen, ebenfalls besucheroffenen Platz zurück; zum Alarmschlagen wär‘ er hoffentlich rechtzeitig zurück; bis dahin weden hier Dinge behandelt, die angehen. Der Offenheit halber war dieser Nachsatz aber notwendig.
28/04/2010 um 00:27
Danke für den sehr guten Beitrag. Es ist wichtig, dass auch gut recherchiertes Materieal veröffentlicht wird, auch wenn der Inhalt für viele unwahrscheinlich tönt. Ich habe seit einigen Jahren in der CH Politik und Wirtschaft recherchiert, für mich ist nichts mehr unmöglich.