Ein Anrufer in einer Sendung bei „Infokrieg-TV“ am 7.5. 2012, der, wie er sagt, sich etwas intensiver im Internet mit den Salafisten-Problem beschäftigt hat („ein paar islamische Seiten angesehen, … Pierre Vogel, Peginius (?)… angesehen“), äußerte eine ähnliche Vermutung wie die, die mich beschlich, und so trage ich, bis dahin wenig ermutigt wegen der scheinbar einstimmig toleranzlosen Front gegen die „militanten Islamisten“, auch meine Gedanken in dem Sinne vor, ob denn das „Problem mit den Salafisten“ in Deutschland nicht ein hausgemachtes – oder, wie ich annehme, wiederum dem Operieren der Geheimdienste zu verdanken sein könnte.
Dass Salafismus nicht gleich Salafismus ist – so er überhaupt von dieser Bezeichnung selbst weiß – ist hier darzustellen versucht worden. Wir wissen freilich wenig, wo wir nicht wissen sollen.
Ich fand den Film von Spiegel.de: „Kampfname „al-Gharib“: Der Propagandist der Salafisten“ im Netz.
In einer Moschee in Solingen, wohin „Spiegel“ allerdings der Zutritt und auch jegliche Auskunft verweigert wird, vermutet das Magazin „den Propagandisten der Salafisten“. Der „Spiegel“ hatte bereits wenige Tage vorher, da war der frisch aus österreichischer Haft entlassene Wiener im hessischen Erbach in seiner „Wahlheimat“ wohl gerade erst angekommen, Mohamed Mahmoud interviewt; „Der Spiegel“ hatte auch schon 2006 – da hatte Mohamed Mahmoud in Wien gerade eine „islamistische Jugendorganisation“ gegründet, das Glück mit „einem ersten Interview“ – wo der „strenggläubige Extremist“, in der ausgewählten Passage, Konsequenzen für die „Hetzerer“ gegen den Islam andeutet. „Der Spiegel“ vermeint Mohamed Mahmoud aber auch daher zu kennen, als er in Wien „auf der Suche nach einem Ansprechpartner“ eines dschihadistischen Medienauftritts, „mit einem vermummten Mann“, der „nicht erkannt werden will“ und dessen „Stimme … verfremdet“ wird, sprach. “ – Mohamed Mahmoud – wie sich später herausstellt“, so der Kommentator im Film.
Vorangestellt sind Archivaufnahmen vom 26jährigen Österreicher, Sohn ägyptischer Einwanderer; wie er, bei einer Podiumsdiskussion offenbar, bedrohlich klingende Prophezeiungen aus der Litanei der Krieger für Allah herrausgurgelt – und diese anschließend ins Deutsche übersetzt: „Wir werden Rom erobern … und … der Petersplatz, oder wie das heißt, wird der … Platz der Konvertierung sein, und der Platz, um Allahs Gesetze umzusetzen, Allahs Strafen umzusetzen – damit genügend Leute zugucken können…“, und auch die dort medienschön geschminkte Dame vom hessischen Verfassungsschutz weiß anschließend zu vertiefen: „Es handelt sich hierbei um eine Person, die wir dem dschihadistisch-salafistischem Spektrum zurechnen, – das heißt, er gehört zu der Szene, die Gewalt zur Umsetzung ihrer politischen Ziele befürwortet und gegebenenfalls auch bereit ist, diese anzuwenden. Damit geht von ihm natürlich eine hohe Gefahr aus.“
Für die Geheimdienste sei der Österreicher überhaupt ebenso kein Unbekannter mehr, ebenso schon 2006 hätten „die internationalen Geheimdienste“ mit Mohamed Mahmouds Überwachung begonnen, stellt der Kommentator im „Spiegel“-Film die Wertigkeit des 26jährigen heraus. Da hätte er gerade in Wien eine „islamistische Jugendorganisation“ gegründet, seitdem videoüberwacht.
Es ist diese ständige Nähe aller möglichen Geheimdienste an den Schmähfiguren des 21. Jahrhunderts – Bin Laden, Dönermörder, Andres Breivik, „Attentäter“ von Toulouse – und deren teils märchenhafte Tatausführungen trotz dieser „Überwachungs“-Nähe, die nahelegen, dass auch Mohamed Mohmoud – laut „Spiegel“ hätte er sich in Deutschland den „Kampfnamen: Usama al Gharib“ gegeben (was wohl heißt „Usama aus dem Westen“?) – lediglich ein Gezücht der Geheimdienste ist – kein reales Abbild der Wirklichkeit.
Als Konsequenz auf die Überwachung sei der Gründer der „islamistischen Jugendorganisation“ dann, so „Spiegel“, „in den Untergrund“ gegangen – ins Internet – jenen Raum also, der zu flächendeckender Observierung wie gemacht ist – mit dem Medienauftritt „Globale Islamistische Medien-Front – GIMF“ – ein, Zitat „Spiegel“, „dschihadistischer Internetauftritt mit Verbindung zu Al Quaida – Ziel: Die Rekrutierung von Kämpfern gegen die USA und seiner Verbündeten“ – wofür er 2008 wegen „Gründung und Förderung einer terroristischen Vereinigung“ von der österreichischen Justiz für vier Jahre verknackt wurde.
Die Website, die 2006 ihren letzten Eintrag hatte und seit ihrem Umzug vom Hoster „wegen Archivierung oder Stillegung wegen Verstoßes gegen die Geschäftsbedingungen“ – „nicht weiterhin aufrufbar“ ist, bringt tagebuchähnlich Lobeshymnen auf aktuelle erfolgreiche Attentate der und der Gruppe von „Brüdern beim gemeinsamen Kampf gegen den Feind“ – unzählige seelenlose Aufzählungen der damit verursachten Verluste für den Feind in Afghanistan.
„Al Quaida“ – das nur, um den gallopierenden Begriffsumdeutungen entgegenzuwirken – nannten die Strategen in der CIA einst die Listung, unter der sie die Gehaltsempfänger ihre Guerilla gegen die Russen in Afghanistan wiederfanden. Einen Zusammenhang zwischen „Rekrutierung von Kämpfern gegen die USA und seiner Verbündeten“ – oder, um das zu entmystifizieren – „gegen die Soldaten der USA und seiner Verbündeten“ – ist demnach eine wiederholte Offenbarung über die, bisher angeblich auch nur von einigen wenigen Afghanistan-Reportern beobachtete, Erweiterung des ehemaligen Aufrags der Guerilla.
Was der Film – mit einem Herstellungsdatum vom 22. 4. 2012 – noch nicht weiß: Am 26. 4. schiebt Hessen „Mohamed M. – radikaler Salafistenprediger“ ab: „Der Mann mit österreichischem Pass müsse Deutschland binnen eines Monats verlassen und dürfe nicht wieder einreisen, sagte der hessische Innenminister Boris Rhein (CDU)… Mohamed M. habe sich in der Vergangenheit zum militanten Heiligen Krieg bekannt. Bei dem Mann bestehe weiter die Gefahr, dass er „mit erheblicher Intensität zu Gewalttaten aufruft und damit die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Deutschland gefährdet“, wissen an diesem Tag alle Massenmedien in Deutschland, dass man staunt, dass der Mann, im geheimdienstuntergrabenem Überwachungsstaat überhaupt – unmittelbar nach Haftverbüßung wegen „Gründung und Förderung einer terroristischen Vereinigung“ – so wirksam Fuß fassen konnte.
Nun ist er jedenfalls fort – man vermutet ihn in Kairo, aus „Usama Al Gharib“ ist sicher nicht wieder Mohamed Mahmoud geworden, und sicher bekommt er auch dort allerhand zu tun – für das deutsche Publikum war kurz vor seinem Ablaufdatum noch eine mit viel Geheimnistuerei, Gefühl für Schlagworte, für Kameraeinstellung, Bild- und Tonschnitt gebaute Figur abgefallen – der, wenn sie auch wenig gegen ihre religiöse Ansichten („Das ist Welt von Gott, von Allah – und nicht von Merkel oder Grundgesetz“), doch „Hetze gegen den deutschen Staat“ hergab. „Salafisten“ kannte das deutsche Publikum bisher ja kaum. „Salafisten hatten zuletzt in deutschen Städten kostenlos Koran-Exemplare verteilt und mit ihrer Missionierungs-Aktion „Lies!“ eine heftige Debatte ausgelöst“, erinnert am 26. 4. die bereits zitierte Medienmenagerie so auch unisono im Zusammenhang mit der Ausweisung Mohamed Mahmouds – aus heutiger Sicht, mit dem Krieg von „Pro NRW“-Salafismus, ein Beitrag zum Bürgerkrieg in Deutschland – wenn wir uns weiter nur zudröhnen lassen.
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Update heute – oder dieses, zur Illustration der o. a. Verschwörungs“theorie“ betreffs der Geheimdinste: „Der politische Missbrauch der jüngsten „Terrorverschwörung““, Von Bill Van Auken
11. Mai 2012, „World Socialist Web Site“:“Einen Tag nachdem die CIA am Dienstag bekannt gegeben hatte, einen Versuch von Al-Qaida vereitelt zu haben, ein Passagierflugzeug in die Luft zu sprengen, haben amerikanische Regierungsvertreter enthüllt, dass der Attentäter in Wirklichkeit ein Informant der CIA und des saudischen Geheimdienstes war…“ mehr dort…
Update 16.5. mit viel besseren Worten, ad sinistram: „Salafisten überall. Und man hat den Eindruck, in einem Land zu leben, das vor Islamologen nur so strotzt. So wie es in Fragen der Wirtschaft im Trend liegt, wie es an jedem Stammtisch mit ökonomischen Fachausdrücken aufwartet. Als hätte die Debatte um Sarrazin und seine islamfeindlichen Thesen aus Deutschland ein Land von Experten in Islamwissenschaften gemacht…“ mehr dort …