
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Die Milchfrau
Auf leichten Füßen lief ein artig Bauerweib,
Geliebt von ihrem Mann, gesund an Seel‘ und Leib,
Früh Morgens nach der Stadt, und trug auf ihrem Kopfe
Vier Stübchen süße Milch, in einem großen Topfe;
Sie lief und wollte gern: »Kauft Milch!« am ersten schrei’n:
Denn, dachte sie bei sich, die erste Milch ist theuer;
Will’s Gott, so nehm‘ ich heut‘ sechs baare Groschen ein!
Dafür kauf‘ ich mir dann ein halbes Hundert Eier;
Mein Hühnchen brütet sie mir all‘ auf einmal aus:
Gras eine Menge steht um unser kleines Haus;
Die kleinen Küchelchen, die meine Stimme hören,
Die werden herrlich da sich letzen, und sich nähren;
Und ganz gewiß! der Fuchs, der müßte listig seyn,
Ließ‘ er mir nicht so viel, daß ich ein kleines Schwein
Dafür ertauschen könnte! Seht nur an!
…
mehr und tragisches Ende: gutenberg.spiegel.de
Illustration for Jean de La Fontaine’s fables by Gustave Doré
Bild: wikipedia:
Gar nicht lange gestutzt, Freunde, so blöd hat schon jede Fliege geglotzt in der Sekunde zwischen Hingabebereitschaft an schleimigsüße Klebe und Höllenfahrt in der Venusfalle Schlund!
Steht schon in der Bibel, dass die Verlegung aufs Materielle nicht segensreich ist?
Auch alles Kalkulieren – „Trifft uns das überhaupt“, ist müßig, dieser neuen Mathematik sind wir längst nicht mehr mächtig;
Zu bemitleiden auch eher die, die nun scheinbar erstmals „Verrat!“, „Betrug!“ wittern.
Gibt es noch die, die gar nichts merken? Wie übereilt daherkommenden Versicherungen, in Deutschland etwa seien Grundeinlagen sicher, glauben können?
Der befürchtete Bankenrun ist wohl dennoch ausgeblieben, der Bürger Europas hat seine Sparguthabenverwahrer nicht mit unmachbaren Forderungen traktiert. Darauf käme er als erstes, „befürchtete“ am vergangenen Wochenende so lange selbst vorbelastete Kreise, dass diese Option wohl bei Wochenbeginn schon ein Gedankenverbrechen an Europa war; so blieben Panzer und Wasserwerfer wohl vorerst in den Garagen, auch wenn wir längst nicht alles ausschließen, was von den Medien nicht berichtet wird.
„“Es ist nicht besonders schlau, erst einmal wochenlang öffentlich zu diskutieren, ehe man so einen Schritt macht“, zitiert Die Welt einen Unternehmer aus Deutschland, der vor Jahren nach Zypern ausgewandert ist“: „Jeder, der die Situation einigermaßen im Blick hatte, hat doch sein Geld in Sicherheit gebracht.“ Das lässt eher den klammheimlichen Run befürchten, wo in einer Banken-„Feier“-Woche ganz ordentlich, und ganz sicher nicht zu Ungunsten der ohnehin finanzmächtigen Kreise, welcher Herkunft auch immer – das haben die Beobachtungen der Politik in Europa zumindest zeigen müssen – „umgeschuldet“ werden kann? Derweil ist Nikosia von seinem Vorhaben der allgemeinen Haftungssetzung bereits abgewichen.
Das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen, auch wenn wir uns dem Gejammere an dem Punkt, wo es ums persönlich Eingemachte geht, dann schon wieder verschließen – verspielt wirkende Gebietsansprüche wie einst auch im Falle Griechenlands lassen das Thema Öl, respektive Gas, als vermeintlichen, und durch Politik wohl auch zum tatsächlich gemachten Machtfaktor bereits durchscheinen, lassen auch gleich wieder den Blick frei werden auf ernstgemeinte Territorialansprüche, und mit Allianzansprüchen gegen den angeblich ausgedienten Feind lässt sich neuerdings ohnehin wieder gut Punkten.
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Update 22.3.13:
youtube-video: KenFM im Gespräch mit Christoph Hörstel: Zypern. Es geht um GAS!
Quellen und Zitate:
„Entsprechend heftig sind die Reaktionen an den Finanzmärkten: In ganz Europa brachen am Montag die Kurse von Bankaktien ein. Zu den größten Verlierern gehörten Institute von Krisenländern wie die spanische Bankia, die zweitweise um mehr als acht Prozent abstürzte. Aber auch die Aktie der Deutschen Bank Chart zeigen verlor fast vier Prozent. Investoren flüchteten in vermeintlich sicherere Anlagen wie deutsche Staatsanleihen oder Gold Chart zeigen….Auch Experten sind schockiert. Der amerikanische Nobelpreisträger Paul Krugman spricht von einer „gefährlichen Lösung“ und warnt vor „Ansteckungsgefahren“. Die Sparer in Ländern wie Griechenland und Italien würden geradezu aufgefordert, ihr Geld von den Banken abzuziehen. Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger schlägt im Interview mit SPIEGEL ONLINE Alarm: „Europas Bürger müssen nun um ihr Geld fürchten“…Die Entscheidung ist auch moralisch begründet: Weil Zypern jahrelang als Steueroase das Geld reicher Russen und Europäer anzog, sollen diese Nobelkunden nun mitbezahlen. Außerdem, so die Argumentation der Befürworter, wären Zyperns Banken ohne Hilfspaket ohnehin pleite und das Geld der Sparer ebenfalls gefährdet….Banken sind auf das Vertrauen von Kunden und Investoren angewiesen. Sie können nur funktionieren, wenn ihnen beide Gruppen ständig Geld zur Verfügung stellen. Ansonsten droht ihnen schnell das Aus.“ Quelle: www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/zwangssteuer-auf-konten-in-zypern-europas-gefaehrlichste-rettungsaktion
„Eine Beteiligung der Banken und ihrer Kunden an der Rettung Zyperns spielte in der Diskussion eine zentrale Rolle. Ein solcher Schritt sollte zum einen dafür sorgen, dass das Hilfspaket für die als Schwarzgeldparadies verschriene Insel in den Geberländern politisch durchzusetzen ist. Nicht zuletzt im Deutschen Bundestag gäbe es wohl kaum eine Mehrheit für eine Lösung, bei der Zypern mit europäischen Steuergeldern gerettet wird, während dort ansässige russische Oligarchen ungeschoren davonkämen.Zum anderen ging es aber auch ums Geld: Die Hilfskredite sollten auf zehn Milliarden Euro beschränkt bleiben. Das hat nicht nur damit zu tun, dass man die Mittel des Euro-Rettungsschirms ESM schonen will: Höhere Hilfskredite würden den Schuldenstand Zyperns so weit ansteigen lassen, dass die IWF-Bedingungen zur Schuldentragfähigkeit nicht mehr zu erfüllen wären…Warum werden Kleinsparer belastet?…Nach Darstellung der Bundesregierung und der Europäischen Zentralbank (EZB) bestanden die Euro-Retter lediglich darauf, dass Zypern im eigenen Finanzsektor einen Beitrag von 5,8 Milliarden Euro auftreibt. Wie diese Summe zustande kommt, hat man angeblich der zyprischen Regierung überlassen. In Nikosia habe man es aber für nicht möglich gehalten, das Geld zusammen zu bekommen, wenn man sich auf Einlagen jenseits der 100.000 Euro beschränkt hätte. Zumindest hätte der Abgabensatz auf die hohen Vermögen dann schmerzlicher ausfallen müssen – und womöglich wollte es sich der Inselstaat mit der für ihn wichtigen vermögenden Klientel auch nicht zu sehr verscherzen.“ Quelle: www.welt.de/wirtschaft/Zypern-was-der-Kleinsparer-jetzt-wissen-sollte.
Die Bundesregierung erneuerte am Montag ihre Zusage vom Oktober 2008, dass sich die deutschen Sparer um ihre Bankguthaben keine Sorgen machen müssen. „Es ist das Merkmal einer Garantie, dass sie gilt“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. „Und den Worten der Bundeskanzlerin und des damaligen Finanzministers ist nichts hinzuzufügen.“ Merkel und der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und hatten auf dem Höhepunkt der Bankenkrise erklärt, die Spareinlagen der Deutschen seien sicher….Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sieht das Hilfsprogramm von EU und IWF für Zypern angeblich mit Skepsis… „Es wäre klüger, Kleinsparer auszunehmen“, sagte Westerwelle laut „Spiegel Online“. Der FDP-Finanzpolitiker und Euro-Kritiker Frank Schäffler nannte die Beteiligung der Kleinsparer „Diebstahl“. „Das hat sehr viel mit Raub zu tun, was hier stattfindet“, kritisierte er bei n-tv.“ Quelle: www.welt.de/newsticker/news3/Angst-ums-Geld-Zypern-Entscheidung-sorgt-fuer-Unruhe-in-Berlin
„Bei Abschluss eines Tagesgeldkontos klammern sich viele Sparer an den so wichtigen Satz im Vertrag, das eingelegte Geld sei bis zu einer bestimmten Höhe abgesichert. Das gibt ihm die Sicherheit, seine Unterschrift unter den Vertrag zu setzen. Was viele nicht wissen ist, dass jeder Sicherungsfonds nur das auszahlen kann, was drin ist. Wer dann glaubt, er könne sich an den Staat wenden, weil dieser Spareinlagen garantiert, der irrt sich. Das hat jetzt ein europäisches Gericht bestätigt. Der Einlagensicherungsfonds sichert die Einlagen der Sparer in der Regel bis zu einem Betrag von 100.000 Euro ab. Der Topf wird jedoch von den Banken selbst gefüllt und ist viel zu klein, um eine größere Bankenpleite auszugleichen. Es ist mehr eine Simulation von „Sicherheit“, damit der Anleger endlich seine Unterschrift leistet. Wer sich mit diesem Thema beschäftigt, wird wissen, dass wenige Milliarden in dem Einlagensicherungsfonds nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind, wenn es wirklich zu einer größeren oder mehreren Bankenpleiten kommen sollte…Nach dem Urteil des Gerichtshofs der europäischen Freihandelszone EFTA ist aber kein Staat zur Zahlung verpflichtet. Das sitzt! Die wesentliche Aussage lautet: „Ein Staat muss nicht einspringen, wenn das nationale Einlagensicherungssystem an seine Grenzen stößt“. … Die Presseerklärung zu dieser Entscheidung finden Sie hier (EFTA Court http://www.eftacourt.int/images/uploads/16_11_PR_EN.pdf … Was bedeutet das Urteil? Eigentlich nichts Neues für den gesunden Menschenverstand. Es gibt keine Sicherheit, wenn man sein Geld einer Bank anvertraut. Das will der Mensch aber nicht glauben. Sicherheit ist für ihn besonders wichtig, auch wenn es nur eine vorgegaukelte ist.“ Quelle: www.trading.de/blog/2013/02/15/gerichtsurteil-zur-einlagensicherung-staat-muss-nicht-zahlen/
Update 6. 4. 2013 – wie ja aber auch im Text schon angenommen: Der Parlamentsabgeordnete für den kommunistischen Flügel einer Koalitionspartei im Parlament von Zypern, Christos Messis, im Interview bei Deutschlandfunk: (Unterzeile: „Christos Messis glaubt, dass Freunde und Verwandte von Regierungsvertretern ihr Geld aus Zypern gebracht haben, bevor mit der Troika die Zwangsabgabe beschlossen wurde…“), Auszug:
Deutschlandfunk (Engels) : „Am Wochenende hatten ja nun auch Medien berichtet, dass vor den Beschlüssen zur Bankensanierung trotz der geschlossenen Banken Gelder von insgesamt 700 Millionen Euro von Unternehmen ins Ausland geflossen seien, auch Politiker werden zum Teil mit in die Verantwortung dafür genommen, das ist noch nicht bewiesen. Welche Erkenntnisse haben Sie denn über diesen Zusammenhang?
Messis: Ich möchte das vielleicht etwas richtiger ausdrücken. Es sind zwei Sachen. Das eine: Es wurde eine Liste herausgegeben von Leuten und damit auch Politikern, die ihren Schulden verschrieben waren. Auf der anderen Seite war eine andere Liste, ist eine andere Liste, etwas größer. Darauf sind verschiedene Firmen, die Geld in den letzten Tagen vor der Abmachung, vor den Verhandlungen am 15. März in der Eurogruppe, aus dem Land herausgebracht haben. Und das ist natürlich eine Sache, wo man sich denken kann, dass jemand Insiderinformationen von innerhalb der Regierung hat. Das Problem dabei ist: Eine von diesen Firmen ist die Firma von dem Vater des Schwiegersohnes des Präsidenten. Das ist natürlich eine nicht so glückliche Sache. Es waren aber wie gesagt keine Politiker daran beteiligt, dass die diese Gelder aus dem Land rausgenommen haben.
Engels: Aber Sie halten es für bewiesen, dass dieses Geld tatsächlich abgeflossen ist. Wie kann das denn sein, wenn doch eigentlich die Banken geschlossen waren?
Messis: Ja, da haben Sie recht. Alles beides ist passiert. Da sind Schulden, die man abgeschrieben hat, und die Frage stellt sich, warum schreibt jemand denn die Schulden ab. Und auf der anderen Seite waren diese 700 Millionen, ob noch etwas mehr oder etwas weniger, das kann man nicht sagen im Moment, aber das ist eine Tatsache. Die Leute hatten Insiderinformationen, die Leute hatten Informationen, die dann dazu geführt haben, dieses Geld herauszunehmen….“
Dort ganzer Wortlaut: www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/2061381/
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