Da zeigt sich das großeuropäische Dilemma in Reinkultur: Nun kann für Griechenland nach den Parlamentswahlen keine eurofreundliche Mehrheit mehr für eine Regierung erwarten werden – und dennoch „erwartet“ man in Brüssel, dass währungspolitisch alles so bliebe, oder, wie Merkel es formulierte, dass Griechenland zu seinem – unter den entmachteten Parteien gegebenen – Wort stehe. Die internationale Börse spielt antieurisch, weil sie wohl schon ahnt, dass das nicht so werden wird – wie sollten die starkgewordenen Kräfte es ihrem Wählervolk auch vermitteln, dass man nun doch mit den mehrheits-entmachteten Handlangern des Großkapitals klüngelt, um den Ausverkauf des Landes fortzusetzen?
„Griechenland ist unregierbar“, titelte heute das größte deutschsprachige Nachrichtenmagazin im Dienst der Globalisten: „Wie man die Parteien auch zusammensetzt, es kommt keine Koalition dabei heraus: Griechenlands Politik steht vor dem Chaos. Die Bürger haben sich in ihrer Wut über alle Sparzwänge und Drohkulissen hinweggesetzt – und den Protest stark gemacht. Jetzt hat Europa ein Problem.“
Es wird nicht das einzige bleiben, sonst könnte man wohl bereits jetzt Griechenland ein Schicksal prophezeien, wie es sich in den Endachtzigern Jugoslawien aus ähnlichen Gründen zuzog. Noch finden die Marionetten des globalen Großkapitals nicht die richtigen Worte – aber der Ton gegen „die Griechen“ wird stündlich schärfer, und es möchte ja wohl keiner glauben, dass die Karawane, einmal so schön im Traben, sich ausgerechnet von Griechenland aufhalten ließe? Die Satteltaschen der Karawanenführer werden voll sein mit Strategien für solche Aussetzer wie „Volkes Wille“. Wie wäre es, in Irland haben sie es bereits vorgeführt, vorerst mit der Wiederholung seiner Manifestation – und zwar solange, bis er in die Welt passt – „Volkes Wille“?
……………
Update 13.5.12 – da haben wir es doch schon – Junge Welt, 10.5.12, „Deutsch-Eurokratie
Berlin will Griechen-Votum korrigieren
Von Werner Pirker… mehr dort